Am 20.4. zeigt das Kinoptikum

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Sa. 18:00
BLACK FRIDAY FOR FUTURE  DF
Une année difficile – F 2023, 120 Min.
Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano
mit Pio Marmaï, Jonathan Cohen, Noémie Merlant
Schelmischer und höchst vergnüglicher Kommentar zur Klimakrise
Trailer zu BLACK FRIDAY FOR FUTURE
Weiterlesen... Albert und Bruno sind verschuldet. So richtig. Albert hat nicht mal mehr eine Wohnung, er übernachtet im Flughafen-Terminal, in dem er arbeitet. Eher zufällig geraten sie in eine Versammlung junger Umweltaktivisten. Nicht, weil es sie interessiert, sondern weil Freibier geboten ist. Natürlich haben die Beiden mit den Idealen der Gruppe nur wenig am Hut, aber Albert verguckt sich in die Anführerin Kaktus. Aber vor allem sehen Albert und Bruno in den Aktionen der Gruppe eine Möglichkeit, etwas Geld zu machen.
Der Film beginnt mit Jahresansprachen französischer Premiers. Die Gesichter wechseln, die Jahreszahlen auch, eines ist aber immer gleich – es wird von einem schweren Jahr schwadroniert. Der Eindruck, der dabei entstehen muss: Jedes Jahr ist schwer, leicht wird es eigentlich nie. Ein guter Einstieg für einen Film, der danach gleich mit einer Klimaprotestaktion und dem Black Friday loslegt. Die Bilder, wenn die Kunden sich um Elektronik kloppen, sind schon mitreißend, weil ohne große Erklärung der Wahnsinn der Konsumkultur illustriert wird.
Der Film hat das Herz auf dem rechten Fleck, aber er ist nie moralisierend und schon gar nicht belehrend. Den idealistischen Aktivisten stellt er ein Duo gegenüber, das auf den eigenen Vorteil bedacht ist, aber im Verlauf der Geschichte dazulernt. Das ist von Nakache und Toledano clever gemacht. Sie erzählen mit der Leichtherzigkeit, die auch schon „Ziemlich beste Freunde“ auszeichnete. Beide Filmemacher und Autoren verstehen es einfach, ernste Themen in eine lockere Erzählform zu pressen. Gut möglich, dass sie damit mehr erreichen, als jede Protestaktion.
Denn das Anliegen der Aktivisten ist richtig, die Umsetzung fragwürdig. Aber das Thema bewegt, sowohl die Filmemacher, als auch das Publikum, und natürlich auch die Protagonisten. Die sind auch herrlich gestaltet. Schon die Art, wie Albert und Bruno sich kennen lernen, ist wunderbar. Der eine muss dem anderen vor dem Sterben bewahren. Wieder: Ein sehr ernster Moment, aber erstaunlich leichtherzig aufgelöst.
Das ist die eigentliche Stärke von Nakache und Toledano: Dass sie wichtige Themen in den Fokus rücken, aber zugleich mit Humor aufladen können. Das macht „Black Friday for Future“ – zur Abwechslung mal eine gute hiesige Titelkreation – zu einem sehr vergnüglichen Film, wie er eigentlich nur aus Frankreich kommen kann.
(programmkino.de)
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Sa. 20:30
THE WODDAFUCKA THING
D 2023, 86 Min.
Regie: Gianluca Vallero
mit Dela Dabulamanzi, Carlo Loiudice, Marc Philipps
Eine kleine, feine Genreperle aus dem Herzen der Hauptstadt
Trailer zu THE WODDAFUCKA THING
Weiterlesen... Hauptberuflich arbeitet die Afro-Berlinerin Sweety (Dela Dabulamanzi) als DJane, doch angesichts der ständig steigenden Kosten in der Hauptstadt bessert sie ihr Einkommen mit krummen Geschäften auf. Für den geheimnisvollen Boss (Emilio De Marchi) erledigt sie Jobs, doch beim letzten geht etwas gehörig schief. Zwei finstere Immobilienmakler luchsen ihr eine Aktentasche ab und nun hat Sweety ein Problem: Eine Woche bleiben ihr, um 150.000 Euro aufzutreiben, sonst gibt es Ärger mit dem Boss.
Dass sie auch noch ihren schluffigen Langzeitfreund Klaus (Daniel Steiner) mit einer anderen Frau erwischt, setzt dem Ganzen die Krone auf, Sweety sucht das Weite. Und landet bei Gino (Carlo Loiudice), einem Bekannten aus dem Karateclub. Der verliebt sich schnell in Sweety, zumal die tolle Pasta kochen kann, doch vor allem wird das Duo bald zum Partner in Sachen Kleinkriminalität. Zusammen mit Ginos Bruder Ninja (Marc Philipps) sollen sie ein paar Jobs für Cem (Cem Sultan Ungan) erledigen, denn auch Gino und Ninja haben Schulden und könnten bald aus ihrer Wohnung geschmissen werden.
Homers Odysse liest ein Wachmann in einer Szene, in einer anderen wird Goethe zitiert. Kleine Hinweise, dass der italienische Regisseur Gianluca Vallero mit seinem Debütfilm „The Woddafucka Thing“ mehr im Sinn hat als „nur“ eine kleine Gangsterkomödie zu inszenieren. Dass die Geschichte durch einen von zwei Immobilienmaklern begangenen Betrug angestoßen wird ist kein Zufall, das Thema Gentrifizierung, Verdrängung und Wohnungsknappheit treibt Vallero um, ebenso die Integration von Menschen mit unterschiedlichen Migrationshintergründen.
Geschickt spielt er oft mit Klischees über nationale Vorlieben und Eigenheiten, unterläuft Vorurteile oder lässt sie auflaufen. Besonders mit der Afro-Berlinschen Hauptfigur stellt er eine starke Protagonistin in den Mittelpunkt, die sich selbstbewusst dem Alltagsrassismus entgegenstellt, aber doch immer spürt, dass sie von der deutschen Mehrheitsgesellschaft nicht ganz akzeptiert wird. Vom Kampf, sich einen Platz in der deutschen Hauptstadt zu erkämpfen erzählt „The Woddafucka Thing“, ein Kampf, den sicher die wenigsten mit kriminellen Methoden betreiben, doch vom Klischee der kriminellen Migranten, von dem das deutsche Kino und Fernsehen in den letzten Jahren so gerne in überdrehter Form erzählt, ist Valleros Film weit entfernt. Kaum mehr als ein MacGuffin sind die Jobs, die Sweety und die anderen erledigen, was genau sie machen, wird dann auch gar nicht gezeigt. Stattdessen konzentriert sich der bemerkenswert gut aussehende Film auf seine Figuren, überzeugt mit Sprachwitz und Lakonie. Das „The Woddafucka Thing“ weitestgehend außerhalb der üblichen deutschen Fördersysteme entstand, macht dieses kleine, rohe Berlin-Abenteuer umso sehenswerter.
(programmkino.de)
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