Am 21.4. zeigt das Kinoptikum

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So. 11:00
BLACK FRIDAY FOR FUTURE  DF
Une année difficile – F 2023, 120 Min.
Regie: Olivier Nakache, Éric Toledano
mit Pio Marmaï, Jonathan Cohen, Noémie Merlant
Schelmischer und höchst vergnüglicher Kommentar zur Klimakrise
Trailer zu BLACK FRIDAY FOR FUTURE
Weiterlesen... Albert und Bruno sind verschuldet. So richtig. Albert hat nicht mal mehr eine Wohnung, er übernachtet im Flughafen-Terminal, in dem er arbeitet. Eher zufällig geraten sie in eine Versammlung junger Umweltaktivisten. Nicht, weil es sie interessiert, sondern weil Freibier geboten ist. Natürlich haben die Beiden mit den Idealen der Gruppe nur wenig am Hut, aber Albert verguckt sich in die Anführerin Kaktus. Aber vor allem sehen Albert und Bruno in den Aktionen der Gruppe eine Möglichkeit, etwas Geld zu machen.
Der Film beginnt mit Jahresansprachen französischer Premiers. Die Gesichter wechseln, die Jahreszahlen auch, eines ist aber immer gleich – es wird von einem schweren Jahr schwadroniert. Der Eindruck, der dabei entstehen muss: Jedes Jahr ist schwer, leicht wird es eigentlich nie. Ein guter Einstieg für einen Film, der danach gleich mit einer Klimaprotestaktion und dem Black Friday loslegt. Die Bilder, wenn die Kunden sich um Elektronik kloppen, sind schon mitreißend, weil ohne große Erklärung der Wahnsinn der Konsumkultur illustriert wird.
Der Film hat das Herz auf dem rechten Fleck, aber er ist nie moralisierend und schon gar nicht belehrend. Den idealistischen Aktivisten stellt er ein Duo gegenüber, das auf den eigenen Vorteil bedacht ist, aber im Verlauf der Geschichte dazulernt. Das ist von Nakache und Toledano clever gemacht. Sie erzählen mit der Leichtherzigkeit, die auch schon „Ziemlich beste Freunde“ auszeichnete. Beide Filmemacher und Autoren verstehen es einfach, ernste Themen in eine lockere Erzählform zu pressen. Gut möglich, dass sie damit mehr erreichen, als jede Protestaktion.
Denn das Anliegen der Aktivisten ist richtig, die Umsetzung fragwürdig. Aber das Thema bewegt, sowohl die Filmemacher, als auch das Publikum, und natürlich auch die Protagonisten. Die sind auch herrlich gestaltet. Schon die Art, wie Albert und Bruno sich kennen lernen, ist wunderbar. Der eine muss dem anderen vor dem Sterben bewahren. Wieder: Ein sehr ernster Moment, aber erstaunlich leichtherzig aufgelöst.
Das ist die eigentliche Stärke von Nakache und Toledano: Dass sie wichtige Themen in den Fokus rücken, aber zugleich mit Humor aufladen können. Das macht „Black Friday for Future“ – zur Abwechslung mal eine gute hiesige Titelkreation – zu einem sehr vergnüglichen Film, wie er eigentlich nur aus Frankreich kommen kann.
(programmkino.de)
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So. 19:00
PERFECT DAYS  jap. OmU
JAP 2023, 124 Min.
Regie: Wim Wenders
mit Koji Yakusho, Tokio Emoto, Arisa Nakano
Aus dem Zen-Tagebuch eines Toilettenschrubbers in Tokio
Trailer zu PERFECT DAYS
Weiterlesen... In Tokio lebt und arbeitet Hirayama Koji (Yakusho) in bescheidenen Verhältnissen, die manche wohl als ärmlich bezeichnen würden. Eine winzige Wohnung ohne Bad, die er Tag für Tag verlässt, um für das Unternehmen The Tokyo Toilet die Toiletten im zentralen Stadtbezirk Shibuya zu putzen. Mit größter Ruhe und Akribie geht er seiner Arbeit nach, dreht jeden Tag die selbe Runde, isst im selben Park sein Mittagessen, betrachtet in kurzen Pausen die Schattenspiele der Blätter in den Bäumen, liest abends Romane und wirkt, als sei er voll und ganz zufrieden mit seinem Leben.
Wenige Worte macht dieser Mann, sein junger Kollege Takashi (Tokio Emoto) ist da ganz anders, er plappert, wo Hirayama mit Gesten kommuniziert. Erst als Hirayamas Nichte Niko (Arisa Nakano) in seiner kleinen Wohnung auftaucht, offenbar nicht zum ersten Mal von zu Hause weggelaufen, zeigt sich, dass dieser freiwillige Eremit auch eine Familie hat, von der er sich jedoch bewusst fernhält.
Aus dem Auftrag, eine kurze Dokumentation über die architektonisch tatsächlich bemerkenswerten Toilettenhäuschen Shibuyas zu drehen, entstand binnen kürzester Zeit dieser Spielfilm. Ohne aufwändige Handlung, ohne dramatische Ereignisse, einfach nur als Studie eines Mannes und seiner Tätigkeiten und dabei doch durch und durch ein Wim Wenders-Film. Was bedeutet: Hirayamas Leben und Interessen sind stark geprägt von analogen Geräten. In seinem Auto hört er Musikkassetten mit Bands aus den 70er Jahren (Patti Smith, Van Morrisson und natürlich Lou Reed, dessen Song „Perfect Day“ Wenders hier einmal mehr spielt und mit einem zusätzlichen „s“ auch gleich zum Filmtitel umfunktioniert hat) und macht in seinen Pausen schwarz-weiß-Fotos auf einer 35mm Kleinbildkamera. Die auch das Bildformat des Films selbst bestimmen, der mit seinen fast quadratischen Bildern eine enge aufweist, die gar nicht zu den Bildern der Straßen Tokios zu passen scheint, in denen Wenders eine Variation seines liebsten Genres, des Road Movies, inszeniert.
Viele Verweise an die Vergangenheit also, aber von der Momentan im Kino so allgegenwärtigen Nostalgie ist im Wesen der Hauptfigur keine Spur. Im Gegenteil: Hirayama lebt ausschließlich in der Gegenwart, quält sich nicht mit Erinnerungen an Vergangenes, trauert nicht etwaigen Momenten hinterher, die sein Leben in andere Bahnen gelenkt hätten, sondern ist ein glücklicher Mensch.
Die schönsten Momente von „Perfect Days“ sind dann auch solche – sicherlich nicht zufällig fast dokumentarisch anmutenden Szenen – in denen Wenders das Leben Hirayamas einfach nur beobachtet, ihn bei alltäglichen, scheinbar banalen, sich täglich wiederholenden Beschäftigungen zeigt. Erst als er im letzten Drittel versucht, ein paar psychologische Momente einzubauen, verliert „Perfect Days“ kurz seine Leichtigkeit. Doch das geht schnell vorbei, denn bald sieht man Hirayama wieder durch die Straßen Tokios fahren, von einem Toilettenhäuschen zum nächsten, einen Klassiker hörend und ganz mit sich im Reinen. (programmkino.de)
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