Am 10.5. zeigt das Kinoptikum

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Fr. 18:00
ALLE HASSEN JOHAN  OmU
Alle hater Johan – N 2022, 93 Min.
Regie: Hallvar Witzø
mit Pål Sverre Hagen, Ingrid Bolsø Berdal, Ingunn Beate Øyen
Die skurrile Story eines explosiven Außenseiters im hohen Norden
Trailer zu ALLE HASSEN JOHAN
Weiterlesen... Johan ist ein explosiver Mann. Die Lust daran, Dinge mit Dynamitstangen in die Luft zu sprengen, wurde ihm quasi in die Wiege gelegt: Schon als Baby begleitete er in der Endphase des Zweiten Weltkriegs seine Eltern, die als Widerstandskämpfer gegen die deutschen Besatzungstruppen kämpften. Dass sie dabei etwas zu eigenständig vorgingen und schon mal die falsche Brücke in die Luft sprengten, sorgte dafür, dass sie und vor allem Johan von den anderen Bewohnern des kleinen Dorfes nicht gemocht, um nicht zu sagen, gehasst wurden.
Ein Problem, denn auf der kleinen Insel Frøya, nur etwa 100 Kilometer westlich von Trondheim gelegen, aber doch fernab der Welt, kennt jeder jeden und so kann Johan nicht in der Anonymität verschwinden. Erst recht nicht, da er als Erwachsener ein Berg von einem Mann ist, knapp zwei Meter groß, mit langen Haaren und dichtem Bart. So kehrt Johan (Pål Sverre Hagen) mit Anfang 30 auf die Insel zurück, 1974 ist es inzwischen, doch die Narben der Vergangenheit sind tief: Seine Eltern haben sich nach dem Krieg beim Minenräumen in die Luft gesprengt, vor allem jedoch ist da Solvor (Ingrid Bolsø Berdal), Johans Jugendliebe, die er bei einem Unfall mit Dynamit schwer verletzte. Seitdem sitzt sie im Rollstuhl und ist nicht gut auf Johan zu sprechen.
Jahre später, Anfang der 90er Jahre, Johans Bart wird langsam weiß, scheint er mit der Vietnamesin Pey (Vee Vimolmal) sein Glück gefunden zu haben, doch das Schicksal meint es (noch) nicht gut mit ihm.
Fast könnte man diesen Johan für einen modernen, norwegischen Hiob halten, für eine Figur, dem das Schicksal – und ein erbarmungsloser, fast sadistischer Drehbuchautor – Schicksalsschläge in den Weg legt, die ihn sehr lange daran hindern, sein am Ende natürlich verdientes Glück zu finden.
Bisweilen hat man fast Mitleid mit diesem Johan, der nichts Böses an und in sich hat und dennoch ein Außenseiter bleibt. Der Postbote schikaniert ihn, Mitschüler hänseln ihn, seine Eltern werden nicht auf einem Denkmal für Widerstandskämpfer genannt, weil sie zu eigenständig waren. Allein Solvor behält ihn immer ihm Herzen, auch wenn sie es viele Jahre lang nicht zuzugeben wagt.
In der Einsamkeit einer norwegischen Insel hat Hallvar Witzø eine ideale Landschaft für seine Geschichte gefunden, vor allem aber mit Pål Sverre Hagen einen idealen Hauptdarsteller, dessen markantes Gesicht und vor allem dessen traurige Augen mehr sagen als Worte könnten. Was als typischer, einfach nur skurriler skandinavischer Film beginnt, entwickelt sich am Ende zu einem tieftraurigen und doch wunderschönen Film über einen Mann, der erst nach Jahrzehnten sein Glück findet – zumindest für einen kurzen Moment.
(programmkino.de)
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Fr. 20:30
OPPENHEIMER  DF
USA 2023, 180 Min.
Regie: Christopher Nolan
mit Cilian Murphy, Matt Damon, Robert Downey Jr.
Auf vielfachen Wunsch der physiktheoretische Blockbuster über den „Zerstörer der Welt“
Trailer zu OPPENHEIMER
Weiterlesen... Prometheus brachte den Menschen das Feuer und wurde dafür von den Göttern bestraft. Diese Worte stellt Christopher Nolan seinem Film voran, unterlegt mit Bildern von Explosionen. Eigentlich ist damit schon alles klar, doch wie es dazu kam, das Robert Oppenheimer (Cilian Murphy) erst zum Helden der Nation und dann zum Paria wurde ist eine lange, komplizierte Geschichte.
Zwei Stränge hat Nolans Erzählung, die zu unterschiedlichen Zeiten der Historie einsetzen, sich bisweilen überschneiden, ergänzen oder auch widersprechen. Im einen sitzt Oppenheimer vor einem Untersuchungsausschuss, der darüber entscheiden soll, ob der Physiker weiter die höchste Sicherheitsstufe behalten darf, was notwendig für Forschungen in den besonders sensiblen Bereichen der Nukleartechnologie wäre. Im anderen sitzt der Geschäftsmann und Philanthrop Lewis Strauss (Robert Downey Jr.) vor einem Ausschuss des amerikanischen Kongresses, der darüber entscheidet soll, ob Strauss den Posten des Handelsministers übernehmen darf.
Zwei Männern, zwei große Egos, sinnbildhaft für viele Männer, die die oft folgenschwere Entscheidungen treffen, die die Geschicke der Menschheit bestimmen. Zusätzlich repräsentieren diese beiden Männer zwei Sphären, die sich im Kontext nicht nur der Atombombe gegenüberstehen: Wissenschaft und Politik.
Oppenheimer selbst fand – wie man in Rückblenden erfährt – Ende der 20er Jahre seinen Weg an die Universität von Berkeley, wo er sich als einer der ersten Wissenschaftler in den USA mit den Problemen und Möglichkeiten der Quantenphysik beschäftigte, die letztlich zur Entwicklung der Atombombe führte.
Die mit Beginn des Zweiten Weltkrieges zusätzliche Relevanz bekam, denn die Gefahr einer Atombombe im Besitz der Nazis war groß, als Konsequenz entstand das Manhattan Project, dessen Leiter Oppenheimer wurde. In der Wüste New Mexikos fand sich die Elite der Wissenschaftler Amerikas zusammen, um eine Waffe zu bauen, die nicht einfach nur eine neue Waffe war, sondern, wie es an einer Stelle angebracht pathetisch heißt: Eine neue Welt.
Trugen die Forscher nun eine gewisse Verantwortung dafür, dass durch den Abwurf der zwei Atombomben über Hiroshima und Nagasaki im August 1945 mindestens 200.000 Menschen starben? Eine eindeutige Antwort auf diese ethische Frage kann es kaum geben, dass sie gerade Robert Oppenheimer umtrieb deutet Nolan immer wieder an. Vor allem erzählt er aber von Menschen, genauer gesagt Männern, die mit dem Schicksal der Menschheit spielen, dabei aber ihren eigenen Ruhm nicht aus den Augen verlieren.
Ein extrem dichtes Drehbuch hat Nolan basierend auf einer mit dem Pulitzer Prize ausgezeichneten Biographie geschrieben, in dem Physik-Größen wie Albert Einstein, Niels Bohr, Werner Heisenberg, Richard Feynman, Kurt Gödel oder Enrico Fermi oft nur winzige Auftritte haben, in denen es ebenso um den Bau der Atombombe geht, wie um die Paranoia der amerikanischen Politik.
Stilistisch ist das deutlich zurückhaltender gefilmt als man es von Nolan gewöhnt ist, allerdings bestehen gut zweieinhalb Stunden des Films auch aus teils sehr technischen Dialogen, die wenig Raum für stilistische Finesse bieten. Ein wenig verschwendet mutet da fast das Drehen auf den großformatigen IMAX-Kameras oder dem klassischen 70mm an, zumal Nolan auch die Zündung der ersten Atombombe, der Trinity, mit erstaunlicher Zurückhaltung zeigt. Die zumindest theoretische Zerstörung der Welt passierte zwar nicht, der Lauf der Welt jedoch für immer verändert. Welche Bedrohung mit dem Atom-Zeitalter einherging mag für jüngere Generationen kaum noch vorstellbar sein. Nolan dagegen wuchs in den 80er Jahren auf, als der Rüstungswettlauf der Supermächte sein (vorläufiges) Ende fand, als in Deutschland hunderttausende gegen die Stationierung von Nuklearwaffen demonstrierten, als es zur Katastrophe von Tschernobyl kam. Lange her, könnte man sagen, vielleicht auch schon vergessen, doch genau diesem Vergessen will Nolan seinen Film entgegenstellen. Eine hehre Botschaft, die „Oppenheimer“ aber auch zu einem bedeutungsschweren Film macht, als man es von Nolan gewöhnt ist, der seine stilistischen und erzählerischen Qualitäten diesmal zurückstellt und stattdessen ein „wichtiges“ Thema bearbeitet. (programmkino.de)
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