Am 8.5. zeigt das Kinoptikum

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Mi. 17:00
ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN
Ö 2024, 93 Min.
Regie: Josef Hader
mit Birgit Minichmayr, Josef Hader, Thomas Schubert
Hader filmt Hader: Lakonische Landpartie von Schuld und Sühne.
Trailer zu ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN
Weiterlesen... „Was feiert man eigentlich am Geburtstag?“ - „Dass du nicht gestorben bist, in diesem Jahr.“ So klingen die Gespräche unter Kollegen auf dem Polizeirevier. Andrea (Brigit Minichmayr) feiert nicht nur ihr Jubiläum, sondern zugleich die anstehende Scheidung von ihrem Andi. Der künftige Ex-Gatte sucht Trost im Schnaps. Wenig später ist er tot. Überfahren von der eigenen Ehefrau. Oder vielleicht auch nicht. Jedenfalls bezichtigt sich auch Religionslehrer Franz (Josef Hader) der schweren Schuld. Als trockener Alkoholiker traut er sich schließlich alles zu. „Ab morgen wird der Koffer gepackt fürs Gefängnis“ sagt der schuldbewusste Pädagoge zur frisch verwitweten Polizistin, „weil sie so nett sind zu mir, geht’s mir noch schlechter.“
Ganz so klar ist dieser Fall freilich nicht. Auch die Polizistin wirkt nicht so recht unschuldig, ob jene Lackschäden an ihrem Auto tatsächlich von einem Wildschwein stammen, wie sie behauptet? Der Mann von der Werkstatt würde wohl ein Auge zudrücken. Ein skrupelloser Vorgesetzter ebenso. Eine Hand wäscht auf dem Land schließlich die andere. Der Niedergang in Niederösterreich scheint gleichwohl unaufhaltbar: „Die Frauen ziehen weg. Und die Männer werden immer komischer“, heißt eine verzweifelte Klage. Man dreht sich im Kreis. Symbolisch repräsentiert vom zentralen Kreisverkehr, der mit einer beleuchteten Riesenzwiebel in der Mitte sogar weit imposanter wirkt als jene zum Kult gewordene Verkehrsanlage in den Eberhofer-Krimis.
Gleich zum Auftakt präsentiert sich Hader mit visueller Wucht und Originalität. Die Kamera hält lange auf eine einsame Allee. Bis irgendwann ein Polizeiauto am Horizont auftaucht, das langsam näherkommt. Auch im Kleinen sind die Bilder groß, etwa wenn es in der Disco ein ziemlich trauriger Tanz der anrührenden Art stattfindet.
Erzählerisch zahlen sich die langjährigen Bühnenauftritte von Regisseur, Autor und Schauspieler Hader aus. Er weiß souverän mit Tempo und Timing umzugehen und kennt das dramaturgische Potenzial von gut gesetzten Pausen, die Pointen umso wirkungsvoller geraten lassen. Das Figurenkarussell ist bis in die kleinste Nebenrolle liebevoll besetzt, eine anderswo vielfach vernachlässigte Sorgfalt, die sich spürbar bezahlt macht. Bei den Dialogen ist der Wortkünstler gleichfalls um größtmögliche Präzision bemüht. „Nach Delfinen und Elefanten sind Katzen die intelligentesten Tiere. Meine Cher kann sogar die Katzenklappe öffnen“ schwärmt eine stolze Tierbesitzerin. Und bekommt als schlichte Antwort: „Wenn sie das nicht kann, ist sie ohnehin behindert.“ Mit leichten Federstrichen und scharfer Beobachtungsgabe wird die politische Befindlichkeit in der Provinz skizziert: „Mir ist alles recht. Hauptsache, es ziehen keine Türken ein“, betont ein Nachbar mit Blick auf ein freiwerdendes Haus.
Die Minichmayr und der Hader geben ein ausgesprochen lässiges Duo ab. An soviel mit Komik gepaarter Melancholie voller Zwischentöne hätte vermutlich auch ein Kaurismäki sein minimalistisches Vergnügen. Vom Debüt bis zum Zweitling hat es sieben Jahre gedauert. Bleibt zu hoffen, dass der nächste Streich das Austro-Clowns nicht ähnlich lange auf sich warten lässt.
(programmkino.de)
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Mi. 19:00
FATHER_LAND_SCAPE
Landshut im Nationalsozialismus – D 2023, 59 Min.
Regie: Esther Glück, Tom Gottschalk
Ein Zeitzeugenbericht in kunstvoll gestalteten Bildern
Video
Weiterlesen... „Der Film erzählt viel, aber ohne Worte. Hoffentlich hören alle gut zu.“ (Abba Naor)
Ein Film, der viel zu erzählen hat – ebenso wie die Filmemacher im Gespräch. Ein gezeichnetes und radiertes Kunstfilmprojekt mit Musik, das nach drei Jahren Konzeption, Recherche und Realisation am 17. Oktober 2023 seine Premiere im Senatssaal des Maximilianeums in München feierte. Es entstand in enger Zusammenarbeit mit Abba Naor, Zeitzeuge und Überlebender des Holocaust, der heute an deutschen Schulen, Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen über sein Leben referiert. Der Stop-Motion-Film erzählt die Geschichte des jungen Abba während der Zeit des Nationalsozialismus. Geboren 1928 in Kaunas, Litauen, überlebte er die Willkür und Unmenschlichkeit der Nationalsozialisten zunächst im Ghetto Kaunas, dann im KZ Stutthof und schließlich die Zwangsarbeit in den KZ-Außenlagern Utting und Kaufering. In neun Kapitel werden die den Stationen in diesen Jahren erzählt. Untermalt ist der Kunstfilm mit Musik von Dimitri Shostakovich und Mieczyslav Weinberg.
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