Am 4.4. zeigt das Kinoptikum

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Do. 18:00
VERMEER - REISE INS LICHT
Architektur & KunstClose To Vermeer – NL 2023, 79 Min.
Regie: Suzanne Raes
Ein Museumsbesuch mit tiefen Einblicken in das Werk des Meisters
Trailer zu VERMEER - REISE INS LICHT
Weiterlesen... Amsterdam – im Jahr 2021: Die größte Vermeer-Ausstellung, die jemals organisiert wurde, steht bevor. Nur etwa 35 Bilder von Johannes Vermeer sind erhalten und werden weltweit in verschiedenen Museen ausgestellt. Gregor Weber, der Leiter der Abteilung Bildende und dekorative Kunst am Rijksmuseum in Amsterdam hat sich für sein letztes Jahr vor der Pensionierung vorgenommen, so viele dieser Bilder wie möglich in die Niederlande zu holen, um sie in einer einzigartigen Ausstellung zu präsentieren. Er selbst hat eine sehr enge Beziehung zu dem Künstler: Als Schuljunge sah er zum ersten Mal in London einen Vermeer – eine Begegnung, die ihm unvergessen geblieben ist und bei der ihm schwarz vor Augen wurde vor Begeisterung. Wie ein Bad im Licht, so erschien ihm das Bild. Aber wie konnte der Maler diese Wirkung erzielen?
So geht Gregor Weber gemeinsam mit der Filmemacherin Suzanne Raes auf die Reise und auf die Suche nach dem Besonderen an den Bildern dieses Malers, von dem nur wenige persönliche Daten bekannt sind, weder Aufzeichnungen noch Briefe und – im Gegensatz zu vielen anderen Künstlern seiner Zeit – kein einziges Selbstporträt. Was war das Geheimnis seiner Bilder? Und was macht einen Vermeer zum Vermeer? Er selbst kommt leicht ins Schwärmen, wenn er über Vermeer spricht und über den Umgang mit Licht und Schatten in seinen Bildern. Für die Ausstellung wünscht sich Weber, dass jeder Mensch, der Vermeers Werke betrachtet, in eine andere Welt eintaucht, dass er ins Schweben kommt. Bis zur Ausstellungseröffnung im Rijksmuseum muss noch viel getan werden. Gregor Weber hat sich vorgenommen, alle Vermeers weltweit selbst zu besuchen, um die Eigentümer davon zu überzeugen, sie für diese besondere Präsentation zur Verfügung zu stellen. In Begleitung einer Restauratorin und einer Konservatorin geht es auf die Reise. Dann der Schock: Einige US-Kunsthistoriker behaupten, dass das Bild „Mädchen mit Flöte“ nicht Johannes Vermeer zugeschrieben werden kann. Was bedeutet das für die geplante Ausstellung? Wie soll Gregor Weber als Kurator damit umgehen?
Ohne Kommentar und nur mit den notwendigsten Inserts begleitet die niederländische Filmemacherin die Vorbereitungen für die Ausstellung und die Personen, die damit beschäftigt sind. Dabei gelingt es ihr, nicht nur die atmosphärischen Schwingungen der Vermeer-Bilder in intensiven Kameraeinstellungen einzufangen, sondern sie schafft Beziehungen – zum einen zum Künstler Vermeer selbst, dessen Werke über die Jahrhunderte zu den unterschiedlichsten Interpretationen Anlass gaben, zum anderen aber auch zu den Persönlichkeiten, die im Film als Protagonisten agieren. Allen voran ist da Gregor Weber zu nennen, ein enthusiastischer Vermeer-Fan, ein begeisterter Kunstliebhaber und gleichzeitig ein offenbar ziemlich ausgebuffter Profi, nicht ganz frei von Eitelkeit, der auf dem weltweiten Kunstmarkt zu Hause ist.
Dank der geschickten Erzählform, in der sich immer wieder die Chronologie der Ereignisse mit ruhigen Betrachtungen der Vermeer-Bilder abwechselt, bleibt der Film unterhaltsam und liefert viele Einblicke in den Umgang mit Kunst – in die Analyse und Interpretation, aber vor allem in die Leidenschaft, mit der sich Profis und Fans in aller Welt der Malerei widmen. (programmkino.de)
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Do. 20:30
THE ZONE OF INTEREST
GB/USA/PL 2023, 105 Min.
Regie: Jonathan Glazer
mit Sandra Hüller, Christian Friedel, Medusa Knopf
Das hochdekorierte Meisterwerk von der Banalität des Bösen
Trailer zu THE ZONE OF INTEREST
Weiterlesen... Bukolisch mutet das Leben an, das Hedwig (Sandra Hüller) und Rudolf Höß (Christian Friedel) führen, irgendwo in der polnischen Provinz, wo sie mit den Kindern an malerischen Seen baden, Geburtstag feiern, wo sie den Haushalt führt und er tagtäglich zur Arbeit geht. Er hat es nicht weit, denn direkt hinter dem schmucken Haus mit großem Garten, das die Familie bewohnt, erheben sich die Mauern von Auschwitz. Höß ist der Leiter des Konzentrationslager und als solcher – wenn man das in diesem Kontext so sagen darf und will – ausgesprochen erfolgreich. Zwischen Mai 1940 und November 1943 war er Kommandant des Lagers, dessen Name Synonym für die Vernichtungsmaschine der Nazis wurde, die mindestens sechs Millionen Juden ermordete.
All das ist weidlich bekannt, unzählige Bücher, Filme und andere künstlerische Versuche sind in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, die auf die ein oder andere Weise versuchten, das Unvorstellbare verständlich zu machen. Vor gut zehn Jahren erschien Martin Amis Roman „The Zone of Interest“, in dem der britische Skandalautor einen kaleidoskopartigen Blick auf das Leben diverser Menschen warf, die in und um Auschwitz lebten und arbeiteten. Diesen Roman hat nun Jonathan Glazer adaptiert, zum Glück nur lose, streng genommen kaum mehr als Amis’ erzählerischen Ansatz übernehmend, aber dankenswerterweise den Voyeurismus, den völlig unpassenden erotischen Blick des Romans ignorierend.
Glazers Film bleibt immer Außen, überquert nie die Mauern von Auschwitz, zeigt das nur scheinbar ganz normale Leben im Schatten des Grauens. Hedwig genießt den großen Graten, den sie liebevoll anpflanzt und stört sich scheinbar nicht am konstanten Wummern der Öfen, an gelegentlichen Schüssen, die über die Mauer hinüberwabern, auch nicht am Klang des Orchesters, das an der Laderampe spielt, um die neuen Gefangene in ein Gefühl der falschen Sicherheit zu wiegen. Nur gelegentlich bricht es aus ihr heraus, schnauzt sie eines ihrer Dienstmädchen an, was in diesem Fall besonders bedrohlich ist, denn es droht nicht der Rausschmiss, sondern das Gas.
Rudolf wiederum ist ein mustergültiger Nazi, der seine Aufgabe beflissentlich erfüllt und eifrig bemüht ist, den Vernichtungsprozess rationaler ablaufen zu lassen. Ein Vertreter sitzt da einmal bei ihm im Wohnzimmer uns stellt eine neue Idee für Brennöfen vor, die Höß begutachtet als würde es sich um neue Regale handeln.
In unbarmherzig scharfen Bildern zeigt Glazer diese Menschen, die es sich im Schatten des Grauens gemütlich eingerichtet haben. Weniger um die allzu oft zitierte Banalität des Bösens geht es dabei, als um das allzu menschliche Verhalten, unliebsame Dinge auszublenden. Erst ganz spät erlebt Höß in einem hellsichtigen Moment eine Art Vision, blickt in die Zukunft und sieht, wie im nun zur Gedenkstätte gewordenen Auschwitz die wenigen Überbleibsel der Vernichtungsmaschinerie ausgestellt werden. Dann ist der Moment vorbei und Höß geht weiter, geht wieder an die Arbeit, die er ausübt, als wäre es eine ganz normale.
Mit seinem vierten Spielfilm (Der in Cannes mit dem Großen Preis der Jury und dem Preis der Internationalen Filmkritik ausgezeichnet wurde) hat Jonathan Glazer einen außerordentlichen Film gedreht, formal und inhaltlich radikal, mit größter Präzision und zwei herausragender Schauspielern in den Hauptrollen. Ein Film, der gerade in Deutschland zum Pflichtprogramm werden sollte, in Schulen, aber auch darüber hinaus. (programmkino.de)
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