Am 15.6. zeigt das Kinoptikum

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So. 11:00
KÖLN 75
Horizont:Innen – D/PL/B 2025, 110 Min.
Regie: Ido Fluk
mit Mala Emde, John Magaro, Michael Chernus
Vom Vorabend eines legendären Gigs – nicht nur für „Jazzfreunde“
Trailer zu KÖLN 75
Weiterlesen... Gerade einmal 16 Jahre jung ist Vera Brandes (Mala Emde) 1973, als sie in Köln beginnt, als Veranstalterin von Jazz-Konzerten zu arbeiten. Eher zufällig hat sie ihre Leidenschaft entdeckt, ihre große Klappe und Unverblümtheit sorgt dafür, dass auch Musiker, die ihre Väter sein könnten, sich von dem Teenager mitreißen lassen.
Brandes wirklicher Vater (Ulrich Tukur), ein spießiger Zahnarzt, der mit seiner Frau (Jördis Triebel) in einer ausladenden, der Zeit entsprechend mit viel Holz getäfelten Wohnung residiert, ist dagegen war alles andere als begeistert von den Ambitionen der Tochter. Etwas richtiges solle die doch lieber lernen, dann könnte sie irgendwann eine Praxis haben und dazu Mann und Kind.
Genau das also, was die lebenslustige Vera Brandes gerade nicht anstrebt. Sie ist fasziniert von der Welt der Musik, besonders dem Jazz. Und so plant sie, am 24. Januar 1975 ein Konzert in der Kölner Oper zu organisieren, bei dem Keith Jarrett (John Magaro) einmal mehr beweisen soll, warum er als ebenso revolutionärer Musiker wie John Coltrane oder Miles Davis gilt.
Manchmal sind Entstehungsgeschichten fast noch besser als das eigentliche Ereignis, im Fall von Keith Jarretts legendärem „Köln Concert“ ist es eher so, dass die Umstände spektakulär, das Ergebnis dagegen eine Sensation waren. Die meistverkaufte Jazz-Platte eines Solo-Künstlers sind die Aufnahme der gut 60 Minuten, die Jarrett Ende Januar in Köln auf der Bühne verbrachte, allein improvisierend und das auf einem grenzwertigen Flügel.
Ganz so heruntergekommen, wie das im Film gezeigte Modell war der Flügel zwar wohl nicht, ansonsten hat Autor und Regisseur Ido Fluk in seinem biographischen Musikfilm „Köln 75“ die Realität aber kaum mythologisieren müssen, um einen oft fesselnden Film zu drehen. Einen Wermutstropfen gibt es allerdings: Die Rechte an der Musik von Keith Jarrett und vor allem dem Köln Concert, standen nicht zur Verfügung, die besondere Qualität des musikalischen Ansatzes Jarrett wird dadurch nur aus zweiter Hand deutlich. Was allerdings zur besten Szenen des Films führt: In einer langen Einstellungen führt der zwischenzeitlich als Erzähler fungierende amerikanische Musik-Journalist Michael Watts (Michael Chernus) einmal quer durch die Geschichte des Jazz, vom Big Band-Sound über kontrollierte Improvisationen im Korsett von Standards, zum experimentellen Free Jazz eines Miles Davis, bis hin zum völlig los gelösten Ansatz Keith Jarretts, der versucht, völlig neue, noch nie gehörte Musik zu spielen und das jeden Abend.
Auch John Magaro als Jarrett und Alexander Scheer als dessen Manager Manfred Eicher (der bald danach das Label ECM mitbegründen sollte, bei dem das „Köln Concert“ zum Millionen-Erfolg werden sollte) gelingt es mitreißend, die besondere Qualität Jarretts in Worte zu fassen. So gut gelingt das, dass man bedauern mag, dass in „Köln 75“ nicht Keith Jarrett im Mittelpunkt steht, sondern Vera Brandes, die zwar nach den hier geschilderten Ereignissen eine bemerkenswerte Karriere erlebte, aber im Vergleich zu einem Genie wie Keith Jarrett dann doch etwas blass wirkt. Zumal Ido Fluk sie als kaum fehlbares Wesen schildert, der bloß Kraft ihres Enthusiasmus alles gelingt. Interessant ist diese Geschichte zwar auch, die Qualität von „Köln 75“ liegen allerdings auf anderer Ebene. (programmkino.de)
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So. 19:00
VOLVEREIS - EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM  span. OmU
Volveréis – SP/F 2024, 114 Min.
Regie: Jonás Trueba
mit Itsaso Arana, Vito Sanz, Andrés Gertrúdix
Eine kluge und witzige Hommage an die Liebe, Madrid und das Kino
Trailer zu VOLVEREIS - EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM
Weiterlesen... Die Geschichte der Trennung von Ale und Alex beginnt im Halbdunkel ihres Schlafzimmers mit einem ebenfalls halb düsteren, aber durchaus entspannten Beziehungsgespräch. Die Regisseurin und der Schauspielerin, die einander 14 Jahre lang geliebt und miteinander gelebt haben, erkennen, dass ihre Beziehung sich in einer Sackgasse befindet, aus der es keinen Ausweg gibt. Eine Trennung ist alternativlos, und da sie erwachsene, reflektierte Menschen sind, beschließen sie, dass diese Trennung nicht nur vollkommen friedlich verlaufen soll, nein, sie setzen noch eins drauf und eine Lebensweisheit von Ales Vater um, der meint, dass man nicht die Hochzeiten, sondern die Trennungen mit einem rauschenden Fest feiern sollte. Also beginnen Sie, ihr Trennungsfest vorzubereiten und ihren ziemlich großen Freundeskreis – beide sind in der Künstlerszene von Madrid sehr gut vernetzt – dazu einzuladen. Schon bald wissen die beiden nicht mehr, worüber sich ihre Freunde mehr aufregen: darüber, dass sie sich trennen, oder darüber, dass sie auch noch die Chuzpe haben, das zu feiern. Und während die gesamte Umgebung der beiden stimmungsmäßig zwischen Unglauben, Belustigung und Empörung schwankt, beginnt dieses Gefühlschaos, auch Ale und Alex zu beeinflussen. Zweifel erwachen: War die Entscheidung zur Trennung wirklich richtig?
Jonas Trueba erzählt seine „Anti-RomCom“ als Vexierspiel mit doppeltem Boden. Denn parallel zur Organisation des Trennungsfests arbeitet die Filmregisseurin Ale an der Fertigstellung ihres neuesten Films, in dem ihr baldiger Ex die Hauptrolle spielt. Natürlich ist dieser Film, dem Ale im Schneideraum den letzten Schliff gibt, haargenau der Film, den wir gerade im Kino sehen. Trueba benutzt diesen Kunstgriff nicht, um mit selbstreferenziellen Bezügen bei Cineasten zu punkten, sondern um der Filmszene den Spiegel vorzuhalten und komische Effekte zu bewirken. Wenn Ale aufgeregt ihren Freunden den Rohschnitt des Films zeigt und sich professionelles Feedback erhofft, muss sie verblüfft feststellen, dass diese „Profis“ sich mehr für ihren Beziehungsknatsch als für ihren Film interessieren: Das Leben triumphiert über die Kunst!
Und dieses Leben spielt sich in Madrid ab, denn „Volveréis“ ist nicht nur eine Beziehungskomödie, sondern auch ein Film über diese Stadt und die Intellektuellen, die in ihr leben. Nicht nur hier wird der Einfluss Woody Allens spürbar, sondern auch in der Leichtigkeit und Vielfalt, mit der Trueba die Eigenheiten und Marotten der madrilenischen Künstlerszene mit vielen originellen Einfällen schildert und feiert. Ein absolutes Highlight ist dabei das „Ingmar-Bergman-Tarot“, das einer von Ales Kollegen benutzt, um die Zukunft vorherzusagen. Dabei hat er die klassischen Tarot-Karten durch Fotos aus Bergman-Filmen mit den entsprechenden Filmzitaten ersetzt. Wer Bergman-Filme kennt, weiß sofort, dass diese Tarot-Variante mindestens ebenso vielfältig interpretierbar sein wird wie das Original.
Natürlich haben auch die mit präzisem Understatement agierenden Schauspieler einen großen Anteil am Gelingen dieser Filmkomödie. Sie geben die Figuren, die sie spielen, niemals der Lächerlichkeit preis. Stattdessen bleiben sie auch in den absurdesten Situationen ihrer Rolle treu. Das ist nicht nur witzig, sondern auch ein bisschen philosophisch, denn ihre Botschaft lautet unter anderem, dass Menschen immer dann am komischsten sind, wenn sie glauben, die Dinge vollkommen im Griff zu haben.
Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Jonas Trueba hatte bei „Volveréis“ tatsächlich alles im Griff, und so sind ihm knapp zwei Stunden hochintelligente Kino-Unterhaltung mit einigem Tiefgang gelungen. Das Lachen wechselt sich mit ernsthaft profunden Erkenntnissen über das Leben und die Liebe ab, und am Ende, wenn man sich nach den Schlusstiteln die Tränen aus den Augen wischt, bleibt eine gewisse Unsicherheit, ob sie der Komik oder der Rührung geschuldet waren. (programmkino.de)
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