Am 14.6. zeigt das Kinoptikum

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Sa. 18:00
VOLVEREIS - EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM  DF
Volveréis – SP/F 2024, 114 Min.
Regie: Jonás Trueba
mit Itsaso Arana, Vito Sanz, Andrés Gertrúdix
Eine kluge und witzige Hommage an die Liebe, Madrid und das Kino
Trailer zu VOLVEREIS - EIN FAST KLASSISCHER LIEBESFILM
Weiterlesen... Die Geschichte der Trennung von Ale und Alex beginnt im Halbdunkel ihres Schlafzimmers mit einem ebenfalls halb düsteren, aber durchaus entspannten Beziehungsgespräch. Die Regisseurin und der Schauspielerin, die einander 14 Jahre lang geliebt und miteinander gelebt haben, erkennen, dass ihre Beziehung sich in einer Sackgasse befindet, aus der es keinen Ausweg gibt. Eine Trennung ist alternativlos, und da sie erwachsene, reflektierte Menschen sind, beschließen sie, dass diese Trennung nicht nur vollkommen friedlich verlaufen soll, nein, sie setzen noch eins drauf und eine Lebensweisheit von Ales Vater um, der meint, dass man nicht die Hochzeiten, sondern die Trennungen mit einem rauschenden Fest feiern sollte. Also beginnen Sie, ihr Trennungsfest vorzubereiten und ihren ziemlich großen Freundeskreis – beide sind in der Künstlerszene von Madrid sehr gut vernetzt – dazu einzuladen. Schon bald wissen die beiden nicht mehr, worüber sich ihre Freunde mehr aufregen: darüber, dass sie sich trennen, oder darüber, dass sie auch noch die Chuzpe haben, das zu feiern. Und während die gesamte Umgebung der beiden stimmungsmäßig zwischen Unglauben, Belustigung und Empörung schwankt, beginnt dieses Gefühlschaos, auch Ale und Alex zu beeinflussen. Zweifel erwachen: War die Entscheidung zur Trennung wirklich richtig?
Jonas Trueba erzählt seine „Anti-RomCom“ als Vexierspiel mit doppeltem Boden. Denn parallel zur Organisation des Trennungsfests arbeitet die Filmregisseurin Ale an der Fertigstellung ihres neuesten Films, in dem ihr baldiger Ex die Hauptrolle spielt. Natürlich ist dieser Film, dem Ale im Schneideraum den letzten Schliff gibt, haargenau der Film, den wir gerade im Kino sehen. Trueba benutzt diesen Kunstgriff nicht, um mit selbstreferenziellen Bezügen bei Cineasten zu punkten, sondern um der Filmszene den Spiegel vorzuhalten und komische Effekte zu bewirken. Wenn Ale aufgeregt ihren Freunden den Rohschnitt des Films zeigt und sich professionelles Feedback erhofft, muss sie verblüfft feststellen, dass diese „Profis“ sich mehr für ihren Beziehungsknatsch als für ihren Film interessieren: Das Leben triumphiert über die Kunst!
Und dieses Leben spielt sich in Madrid ab, denn „Volveréis“ ist nicht nur eine Beziehungskomödie, sondern auch ein Film über diese Stadt und die Intellektuellen, die in ihr leben. Nicht nur hier wird der Einfluss Woody Allens spürbar, sondern auch in der Leichtigkeit und Vielfalt, mit der Trueba die Eigenheiten und Marotten der madrilenischen Künstlerszene mit vielen originellen Einfällen schildert und feiert. Ein absolutes Highlight ist dabei das „Ingmar-Bergman-Tarot“, das einer von Ales Kollegen benutzt, um die Zukunft vorherzusagen. Dabei hat er die klassischen Tarot-Karten durch Fotos aus Bergman-Filmen mit den entsprechenden Filmzitaten ersetzt. Wer Bergman-Filme kennt, weiß sofort, dass diese Tarot-Variante mindestens ebenso vielfältig interpretierbar sein wird wie das Original.
Natürlich haben auch die mit präzisem Understatement agierenden Schauspieler einen großen Anteil am Gelingen dieser Filmkomödie. Sie geben die Figuren, die sie spielen, niemals der Lächerlichkeit preis. Stattdessen bleiben sie auch in den absurdesten Situationen ihrer Rolle treu. Das ist nicht nur witzig, sondern auch ein bisschen philosophisch, denn ihre Botschaft lautet unter anderem, dass Menschen immer dann am komischsten sind, wenn sie glauben, die Dinge vollkommen im Griff zu haben.
Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Jonas Trueba hatte bei „Volveréis“ tatsächlich alles im Griff, und so sind ihm knapp zwei Stunden hochintelligente Kino-Unterhaltung mit einigem Tiefgang gelungen. Das Lachen wechselt sich mit ernsthaft profunden Erkenntnissen über das Leben und die Liebe ab, und am Ende, wenn man sich nach den Schlusstiteln die Tränen aus den Augen wischt, bleibt eine gewisse Unsicherheit, ob sie der Komik oder der Rührung geschuldet waren. (programmkino.de)
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Sa. 20:30
THE KING OF STATEN ISLAND
Für Martin – USA 2020, 136 Min.
Regie: Judd Apatow
mit Pete Davidson, Bel Powley, Marisa Tomei
Eine kleine, feine Slacker-Komödie im Schatten der Twin Towers
Trailer zu THE KING OF STATEN ISLAND
Weiterlesen... Scott Carlin (Pete Davidson) trägt eine schwere Last: Sein Vater war Feuerwehrmann und starb in den Ruinen des World Trade Centers. Sieben Jahre jung war Scott damals, hatte seinen Vater idealisiert und ist nie über dessen Tod hinweggekommen. 17 Jahre ist das inzwischen her, Scott lebt immer noch im Haus seiner Mutter Margie (Marisa Tomei), hat die Schule geschmissen und steht vor einem Leben ohne Zukunft.
Mit seinen Kumpels hängt er im Keller ab, raucht Marihuana und überredet sie immer wieder, sich von ihm tätowieren zu lassen. Ziele hat er ebenso wenig wie Träume, ab und zu hat er Sex mit einer alten Freundin, doch mit dem Auftritt von Ray (Bill Burr) ändert sich alles.
Ray ist ebenfalls Feuerwehrmann, hat zwei Kinder, eine geschiedene Ehefrau und ist der neue Freund von Margie. Alles andere als begeistert ist Scott von dieser Veränderung, die zunehmend auch ihn betrifft. Erst soll er sich einen Job suchen, dann gar ausziehen! Doch wohin? Ohne Plan und Bleibe findet sich Scott schließlich in Rays Feuerwache wieder, wo er eine besondere Form der Gemeinschaft kennenlernt und erfährt, dass sein Vater nicht nur der strahlende Held war.
In den USA ist Pete Davidson ein Stand-Up-Comedian von wachsender Bekanntschaft, der seit einigen Jahren zur festen Besetzung der Kult-Comedy-Sendung „Saturday Night Life“ gehört. Aus dieser Truppe gelang im Lauf der Jahre Komikern wie John Belushi, Eddie Murphy, Mike Myers, Will Ferrell, Tina Fey oder Adam Sandlar der Sprung nach Hollywood, meist als Schauspieler, oft auch als Autoren.
In dieser Doppelfunktion ist nun auch Pete Davidson tätig, der in seinem Buch zu „The King of Staten Island“ seine eigene Lebensgeschichte verarbeitet, zumindest deren Anfänge. So wie Scott wuchs er auf Staten Island auf, einem der fünf Stadtteile New Yorks, das durch seine Randlage allerdings weit weg vom Glamour Manhattans liegt und dementsprechend oft als Insel der Versager und all derer gilt, die es nicht geschafft haben.
Mit Marihuana und Computerspielen verbringen Scott und seine Freunde ihre Zeit, sind also geradezu idealtypische Figuren aus dem Apatow Kosmos. Gerade zu Beginn steht dementsprechend der pubertäre Humor im Mittelpunkt, für den Apatow zu Beginn seiner Karriere vor allem bekannt war und den Davidson auch mit Leichtigkeit bedient. Doch mit dem Auftauchen von Ray verschiebt sich der Fokus und der Ton.
Dass diese langsame, aber am Ende doch problemlose Selbstfindung Scotts nicht allzu sentimental werden kann, liegt vor allem an Pete Davidson unverbrauchter, authentischer Persönlichkeit, und am zweiten Hauptdarsteller des Films: Staten Island. Ohne die keine Insel zu verklären, zeigt Apatow ihren Charme, ihre ganz besondere Aura, die sie im Schatten der Hochhäuser Manhattans zu so etwas wie einer Oase der Normalität macht. Und am Ende realisiert Scott genau das: Auch wenn er mit seinen vielen Tattoos aus der Masse heraussticht, so verkehrt ist es nicht, ein ganz normales Leben, auch ein bisschen durchschnittliches Leben zu führen. (programmkino.de)
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