Am 18.1. zeigt das Kinoptikum

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Sa. 18:00
MÜNTER & KANDINSKY
D 2024, 131 Min.
Regie: Marcus O. Rosenmüller
mit Vanessa Loibl, Vladimir Burlakov, Marianne Sägebrecht
Expressionistische Künstlerbiographie rund um das „Russenhaus“
Trailer zu MÜNTER & KANDINSKY
Weiterlesen... Die Produzentin, Autorin und Historikerin Dr. Alice Brauner („Crescendo“) betrachtet Gabriele Münters Geschichte als symptomatisch für die mangelnde Anerkennung von Frauen in der Kunst. Ihr Drehbuch ist als Doppelporträt angelegt, sie stellt aber Gabriele Münter deutlich in den Fokus, ohne dass ihr berühmter Gefährte Kandinsky zur Nebenrolle verdammt wird – er ist nur ausnahmsweise weniger wichtig. Der Film erzählt dabei nicht nur die Geschichte einer Beziehung, sondern er macht mit seiner Bildsprache moderne Kunst fühlbar.
Es beginnt mit einer Hausdurchsuchung: Gabriele Münter (Vanessa Loibl) wird 1942, lange nach der Trennung von Kandinsky, in ihrem Refugium in den bayrischen Alpen von Abgesandten der Reichskunstkammer besucht, die auf der Suche nach „entarteter Kunst“ sind. Vorher hat sie Kandinskys Bilder gut versteckt – nicht etwa aus Liebe zu ihm, sondern aus Liebe zur Kunst, die vielleicht größer ist, als es ihre Liebe jemals war.
Die beiden begegnen sich 1901 in München, wo Gabriele sich an einer privaten Kunstschule einschreibt. Es bleibt ihr nichts anderes übrig, denn die staatlichen Hochschulen lassen keine Frauen zu. Wassily Kandinsky (Vladimir Burlakov) ist ihr Dozent, sie verlieben sich praktisch vom Fleck weg, obwohl Kandinsky verheiratet ist. Die junge Frau, die gleichzeitig so temperamentvoll und ernsthaft sein kann, übt auf den älteren Mann eine große Anziehungskraft aus, und umgekehrt gilt das gleiche. Vielleicht ist es auch sein melancholischer Blick, der sie fasziniert. Die zwei Künstlernaturen ergänzen sich, die stürmische Gabriele und der intellektuelle Wassily. Ihre Beziehung ist ein Skandal, aber nicht in der Münchener Bohème, die nicht nur künstlerisch gegen alle Konventionen rebelliert.
Es folgen beinahe 13 Jahre gemeinsames Leben, geprägt von Leidenschaft, Inspiration und Versprechungen – Kandinsky verspricht ihr die Ehe. Das Paar zieht nach Bayern, Gabriele kauft in Murnau am Staffelsee ein Haus, für das sie ihr elterliches Erbe opfert. Hier in den Bergen erleben sie zusammen ihre glücklichsten Jahre. Inmitten der majestätischen Berge entwickeln sich beide künstlerisch weiter. Gabriele findet ihren Stil in expressionistischen Bildern, die von starken Farben und einer beinahe minimalistischen Gestaltung geprägt sind. In ihren Landschaftsbildern geht es dabei weniger um eine realistische Abbildung der Wirklichkeit, sondern mehr um Spannungen und Stimmungen, um die Essenz eines Bildes. Gabrieles Technik verändert sich dabei ebenso wie ihr Blick auf die Landschaft.
Diese Entwicklung nimmt Marcus O. Rosenmüller inszenatorisch auf und stellt dabei die unterschiedlichen Auffassungen zwischen den beiden Kreativen in den Vordergrund. Die großartige Bildgestaltung von Namche Okon unterstützt das in einer atmosphärisch starken Visualisierung, die auch den Schaffensprozess mit einschließt. Gabriele Münters Bilder, darunter viele Alpenlandschaften, werden in ihrer Reduktion aufs Wesentliche immer ausdrucksvoller, sie malt nicht nur, sie schabt und spachtelt und kratzt am Ausdruck ihrer Bilder, während Kandinsky sich mehr der Abstraktion zuwendet und mit Farben und Formen experimentiert. Münter und Kandinsky verloben sich, sie gründen mit Franz Marc die Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“, doch dann werden sie durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs getrennt. Gabriele feiert Erfolge als eigenständige Künstlerin in Dänemark und Schweden, wo sie sich niederlässt, weil sie in den kriegsneutralen Ländern auf eine Fortsetzung des gemeinsamen Lebens mit dem inzwischen geschiedenen Kandinsky hofft. Doch er geht nach Russland zurück – und heiratet dort eine andere Frau. Die Nachricht ist für Gabriele ein Schlag, von dem sie sich nur schwer erholt. Aber sie fängt sich wieder und lebt weiter für ihre Kunst.
Der Film beschränkt sich im Wesentlichen auf die gemeinsamen Jahre und erzählt manchmal etwas brav und blutleer. Da wird dann einiges erklärt, was eigentlich gar nicht erklärt werden muss – man versteht es aus den Charakteren heraus. So spielt auch die USA-Reise von Gabriele Münter mit ihrer Schwester, bevor sie sich zur Künstlerin ausbilden lässt, kaum eine Rolle für die eigentliche Handlung. Solche kleinen dramaturgischen Schwachpunkte werden jedoch durch die Bildgestaltung und die facettenreiche Darstellung des Künstlerpaares aufgewogen. Vanessa Loibl spielt Gabriele Münter als bis ins Mark kreative, leidenschaftliche Frau, die sich mit jeder Faser dagegen wehrt, in eine Schublade gepresst zu werden. Sie legt sich notfalls mit allen an, kümmert sich nicht um die Folgen und macht damit auch vieles kaputt. Vanessa Loibl spielt diesen schwierigen Charakter, diese eigentlich gar nicht so sympathische Frau sehr glaubwürdig. Vladimir Bulgakov ist als Kandinsky ein durchgeistigtes Multitalent mit Oberlehrer-Charme und leiser Melancholie im Blick, immer mit leicht arroganter Lässigkeit. Er scheint es zu bedauern, nicht im Mittelpunkt zu stehen. Denn hier geht es um Gabriele Münter, die mit ihrem Willen und ihrer Energie einfach immer weitermacht, allen Hindernissen zum Trotz – und mit allen Konsequenzen. Eine Künstlerin auf der Suche nach Perfektion und Vollendung. (programmkino.de)
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Sa. 20:30
GODZILLA MINUS ONE MINUS COLOR  jap. OmU
Cinema ObscureGojira -1.0 – JAP 2023, 120 Min.
Regie: Takashi Yamazaki
mit Ryunosuke Kamiki, Minami Hamabe, Yuki Yamada
Zum 70sten: Die Rückkehr der Riesenechse in Japans Stunde Null.
Trailer zu GODZILLA MINUS ONE MINUS COLOR
Weiterlesen... Zum Ende des Zweiten Weltkriegs landet der Kamikazeflieger Koichi mit angeblich defekter Maschine auf dem Stützpunkt auf der Odo-Insel. In der Nacht taucht Godzilla auf, vor dem die Einheimischen gewarnt haben. Er tötet fast alle Menschen des Stützpunkts. Nach dem Krieg kommt Koichi nach Hause, lernt eine Frau mit Baby kennen und sucht nach Arbeit. Die findet er auch: Auf einem Schiff, das Minen im Meer zur Detonation bringen soll. Doch dann erhebt sich aus dem Meer Godzilla – größer und tobsüchtiger, denn je. Das Monster nimmt Kurs auf Tokio.
Der Film spielt mehrere Jahre vor dem ersten „Godzilla“ aus dem Jahr 1954. Er ist aber weniger ein Prequel, als vielmehr der Beginn einer alternativen Erzähllinie. Vor allem jedoch ist „Godzilla Minus One“ ein Triumph, der zeigt, wie man Filme mit Riesenmonstern umsetzen muss. Während bei den amerikanischen Filmen des MonsterVerse rund um Godzilla und Co. die menschlichen Figuren farblos, uninteressant und stereotyp sind, funktioniert die neue Toho-Produktion auch und gerade deswegen so gut, weil man als Zuschauer in die Figuren investieren kann. Dies sind Menschen mit wirklichen Problemen, Ängsten, Hoffnungen, Traumata, denen sie nicht entgehen können.
In seinen besten Momenten ist „Godzilla Minus One“ auch ein Film über das Grauen des Kriegs und wie es selbst im Frieden nachwirkt. Zugleich erlaubt sich Autor und Regisseur Takashi Yamazaki Kritik an der Regierung, die den Krieg forcierte, der das eigene Volk mehrheitlich egal war und die junge Soldaten in den Kamikazetod trieb. Das ist erstaunlich kritisch, verleiht dem Film damit aber eine Tiefe, die man nicht unbedingt erwartet hätte. Er arbeitet natürlich auch mit dem nationalen Trauma des Atombombenabwurfs. Als Godzilla eine Stadt verheert und mit seinem Hitzestrahl eine Explosion wie bei einer Atombombe heraufbeschwört, wird der Film ganz still – bis Godzillas Schrei wieder ertönt und der schwarze Regen auf Koichi herunterprasselt. Das sind starke Bilder, die in Japan sicherlich noch mehr Wirkung erzeugen, als hier.
Die Effekte sind großartig. Sie können es mit jeder US-Produktion aufnehmen. Der Look von Godzilla orientiert sich wieder an dem des allerersten Films. Zugleich bringt Yamazaki aber auch ein paar Neuerungen ein, die erfrischend sind. Die Musik ist drängend und bombastisch, bei den Angriffen Godzillas wird sogar der Score des Originalfilms von 1954 zitiert. „Godzilla Minus One“ ist ein großer, epischer Film mit mehr als genug Monsteraction, aber er garniert diese auch mit den Elementen echten Dramas, denen selbst das typisch-japanische Übertreiben so mancher Mimen nichts anhaben kann. Nach „Shin Godzilla“ zeigt Toho erneut, wie man einen Monster-Blockbuster machen muss, nur dass „Godzilla Minus One“ sogar noch besser ist als der Film von 2016. (programmkino.de)
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