Am 1.12. zeigt das Kinoptikum

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So. 11:00
PAOLO CONTE ALLA SCALA  it. OmU
Cinema italianoIl maestro è nell´anima – IT 2024, 106 Min.
Regie: Giorgio Testi
Ein unvergesslicher Konzertabend mit dem Maestro auf großer Bühne
Trailer zu PAOLO CONTE ALLA SCALA
Weiterlesen... Im Februar vergangenen Jahres gab es im "Teatro alla Scala", wie die Mailänder Scala auf Italienisch heißt, eine Premiere. Das ist per se nichts Ungewöhnliches in dem vielleicht berühmtesten Opernhaus der Welt. Aber es war das erste Mal, dass einem nicht-klassischen Musiker ein Auftritt gewährt wurde. Das zeigt, welchen ikonischen Status Paolo Conte erreicht hat und welche Anerkennung ihm in seiner Heimat zuteilwird. Es war für ihn, der von sich berichtet, immer einen besonderen Bezug zu den Spielorten zu haben, an denen er auftritt, eine sehr belebende Erfahrung: "Die Scala ist ein Haus, das mit so vielen Emotionen verbunden ist und so viele hervorruft, weil es natürlich eine glorreiche Geschichte hat. Diese heilige Bühne, auf der schon unzählige große Künstler gestanden haben, diese Energie ist allgegenwärtig."
Ursprünglich ist Paolo Conte Anwalt von Beruf, aber vor über 50 Jahren gab er seine juristische Tätigkeit komplett auf und widmete sich ganz und gar der Musik. Später kam die Malerei hinzu. Der 87-Jährige ist ein wacher, distinguierter Herr, der stets leicht gebeugt am Piano sitzt und seine Texte oft etwas nuschelig vorträgt. Große Gesten sind die Sache des immer elegant im Anzug auftretenden Künstlers nicht.
Die Dokumentation zeigt das einmalige Konzert in der Scala verwoben mit Interviews und Auszügen aus älteren Gesprächen aus dem halben Jahrhundert seiner Karriere. Darin erinnert sich Paolo Conte zum Beispiel an ein prägendes musikalisches Ereignis aus seiner Kindheit, das die meisten wahrscheinlich gar nicht als solches wahrgenommen hätten: "Meine allererste Erinnerung an Musik in meinem Leben war die eines Traktors. In dem kleinen Haus auf dem Land bei meinem Opa habe ich mich als kleiner Junge zurückgezogen und dem Nachbarn mit seinem Traktor gelauscht. Wenn er sich einer bestimmten Stelle näherte, hörte ich all die metallischen Geräusche, die der Motor machte, und für mich war das wie ein Gebrüll, aber gleichzeitig irgendwie heilig."
Der vom Jazz geprägte Paolo Conte ist ein einzigartiger "Cantautore", wie in der italienischen populären Musik Sänger beschrieben werden, die hauptsächlich selbst geschriebene Lieder vortragen. Die Texte sind meist sehr poetisch, immer komplex, mitreißend in den Rhythmen und manchmal melancholisch.
"Paolo Conte alla Scala" zeigt das Konzert vom Februar 2023 aus allen erdenklichen Blickwinkeln: die Vorbereitung auf die Show, Schnappschüsse vom Soundcheck und Backstage. Eine klassische Dokumentation ohne visuelle Spielereien, bei der es immer um Conte und seine Kunst geht, über die er gleich am Anfang sagt: "Vor ein paar Monaten schickte mir eine Freundin den Katalog einer Ausstellung von einem deutschen Maler. Im Begleittext hat mich ein Aspekt besonders angesprochen: Es ging darin um die ´Fühlbarkeit´ von Kunst. Und der Satz, der sich mir eingeprägt hat, war: Jede Kunst möchte Musik sein." (ndr)
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So. 15:30
PETTERSSON UND FINDUS - Das schönste Weihnachten überhaupt
KinderKino – D 2016, 82 Min.
Regie: Ali Samadi Ahadi
mit Stefan Kurt, Marianne Sägebrecht
Ein kuschliger Kinonachmittag mit dem kleinen Kater und seinem knorrigen Herrchen
Trailer zu PETTERSSON UND FINDUS - Das schönste Weihnachten überhaupt
Weiterlesen... Der auf den Kinderbüchern Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch (1989) und Morgen, Findus, wird’s was geben von Sven Nordqvist basierende Film besitzt dieselben Stärken, die auch schon der Vorgänger aufweisen konnte. Dafür bürgt nicht nur die Vorlage. Auch Drehbuchautor Thomas Springer hat sich wieder ganz und gar in der Welt von Petterson und Findus eingefunden und Ali Samadi Ahadi hat erneut die Regie des sympathischen Kinderfilms übernommen.
Wie schon beim ersten Teil ist es eine simple Botschaft, die hier transportiert wird. Dass Stolz – noch dazu falscher – ein schlechter Ratgeber ist. Und dass man Hilfe, die einem angeboten wird, auch durchaus annehmen kann, ja sogar muss. Denn, wie Findus so schön bemerkt, wenn Menschen helfen wollen und sich freuen, dies tun zu können, dann nimmt man ihnen auch diese Freude, wenn man ihre Hilfe ablehnt. Der kleine Kater, der Weihnachten nicht nur als Fest der Freude, sondern vor allem als Fest der Freunde versteht, steht hier konträr zu seinem Besitzer. Konflikte gibt es darüber aber nicht, denn das einfach gehaltene Weihnachtsfest der beiden offenbart natürlich auch noch eine andere, schöne Wahrheit. Dass man auch an festlichen Tagen nur einander braucht, damit es schön ist. Alles andere ist lediglich Bonus.
Petterson und Findus – Das schönste Weihnachten überhaupt ist ein vergnüglicher Film für die ganze Familie. Der komplett auf einem künstlichen Set gedrehte Streifen strahlt eine unwirkliche Atmosphäre aus. Dazu tragen auch die realistisch gestalteten, aber märchenhaft eingefärbten Kulissen bei, die der Geschichte zudem Bühnenatmosphäre verleihen.
Die heimlichen Helden sind übrigens erneut die Mucklas. Das sind kleine, durchaus merkwürdige Kreaturen, die ihr eigenes Weihnachtsfest feiern, in Pettersons Haus leben, aber nur wenig Kontakt mit allen anderen haben. Auch sie tragen zum märchenhaften Ambiente der Geschichte bei, die in einer Gesangseinlage mit Ohrwurmcharakter gipfelt. (kino-zeit.de)
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So. 19:00
THE SUBSTANCE  OmU
Cinema Obscure – F/GB 2024, 140 Min.
Regie: Coralie Fargeat
mit Demi Moore, Margaret Qualley, Dennis Quaid
Beißender Body-Horror unter der gleißenden Sonne Hollywoods
Trailer zu THE SUBSTANCE
Weiterlesen... In der normalen Welt ist 50 vielleicht kein Alter, in Hollywood allerdings eine Katastrophe. Kurz nach ihrem 50. Geburtstag erfährt die passend heißende Elisabeth Sparkle (Demi Moore) dann auch, dass ihre Karriere vorbei ist. Einst hatte die Schauspielerin sogar den Oscar gewonnen und einen Stern auf dem Pflaster des Hollywood Boulevard bekommen, von diesen Höhen war sie ohnehin schon hinabgestiegen und hatte mit hyper-sexualisierten Aerobic-Sendungen im Jane Fonda-80er-Jahre-Gedächtnislook Erfolge gefeiert.
Doch auch damit ist es nun vorbei, Frischfleisch muss her, wie der wenig subtile Produzent Harvey (!) (Dennis Quaid) es formuliert. Kein Wunder also, dass Elisabeth der Versuchung nicht widerstehen kann, als ihr ein Unbekannter den Hinweis auf The Substance gibt, einer Wunder versprechenden Verjüngungskur. In einer finsteren Gasse erhält Elisabeth ihr Paket und setzt sich die Nadel. Mit dem Ergebnis, dass sich ihr nackter Körper öffnet und eine jüngere, schönere Version ihrer selbst aus ihr heraussteigt: Sue (Margaret Qualley) ist knackiger, ehrgeizig und überzeugt Harvey so sehr, dass er auch ihre ungewöhnliche Bedingung als Nachfolgerin bei der Aerobic-Show akzeptiert: Nur alle zwei Wochen kann Sue vor der Kamera stehen, denn sie und Elisabeth sind nicht etwa zwei Wesen, sondern ein Organismus. Und wenn der eine Teil nicht regelmäßig Pause macht und den anderen leben lässt, dann hat das katastrophale Folgen.
In grellem Licht der kalifornischen Sonne inszeniert Coralie Fargeat ihre vollkommen durchgedrehte, überdrehte Satire mit der sie Demi Moore die mit Abstand interessanteste, komplexeste Rolle ihrer Karriere schenkt. Dass Moore selbst 60 Jahre alt ist, hier aber eine 50jährige spielt, dass Moore selbst dafür bekannt ist, im Lauf der Jahre immer wieder die Arbeit von Schönheitschirurgen in Anspruch genommen zu haben macht sie zur idealen Besetzung einer Frau, die gegen den unweigerlichen Lauf der Zeit und die immer noch geltenden Gesetze des Showbusiness ankämpft.
Besonders clever dabei: Nicht allein die männlichen Bosse werden als geifernde Sexisten dargestellt, die nach jungen, unverbrauchten, festen Körpern lechzen. Vielmehr ist es Elisabeths Alter Ego, ihr jüngeres Selbst Sue, die bewusst die Regeln bricht und nach einer Woche nicht den Staffelstab an Elisabeth übergibt. Mehr als ein Hauch von Dorian Gray weht hier durch „The Substance“, allein die zunehmende Zerstörung des Gemäldes, das Dorian Gray auf dem Dachboden versteckt, zeigt sich hier an Elisabeth, die umso mehr verfällt, je mehr Lebenszeit ihr Sue quasi stiehlt.
Auch wenn „The Substance“ mit 140 Minuten eine ganze Spur zu lang geraten ist, nicht alle Ideen und Allegorien durchdacht wirken: Mit welcher Härte Coralie Fargeat ihren Ansatz zu seinem konsequenten Ende führt kann nur beeindrucken. Voller Wut auf das System des Schönheitswahns inszeniert sie einen am Ende blutrünstigen Exzess, der nichts für schwache Nerven ist. Ein bemerkenswerter Film, bei dem Lachen und Ekel gleichermaßen im Halse stecken bleiben. (programmkino.de)
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