KinderKino – ARG/IT/F/SLO 2023, 38 Min. Regie: Div.
Eine Wundertüte voller Phantasie, Überraschungen und Abenteuer
Weiterlesen...Flumina Dieser Reigen kennt keinen Halt: Eigenartige Kreaturen tänzeln im Wald, gleiten über den Holzfußboden, fahren eine riesengroße Achterbahn. Ihr rhythmischer Gesang ist geradezu hypnotisch. Halt dich fest: Auch du wirst in seinen Bann gezogen! ITA | 2021 | 3 Min REGIE: Antonello Matarazzo Urban Oasis Ohne Tiere und Pflanzen bleibt das Stadtleben traurig und grau. Doch eines Tages sprießt aus einem Tannenzapfen buntes Leben heraus – mit allerlei Arten von Flora und Fauna. Und wer sind hier die größten Stars? Die Vögel mit ihrem Federschmuck! FRA | 2020 | 9 Min REGIE: Hervé Bressaud Polarstern Ein kleiner Bär betrachtet einsam das Sternbild des Großen Bären im Himmel. Als plötzlich ein Stern aus dem Sternbild fällt, beschließt er, ihn zurückzubringen. Seine traumhafte Reise führt durch die lange Nacht und das brüchige Eismeer des Nordpols. FRA | 2022 | 5 Min REGIE: Leonis Levy, Laura Al Bayati, Michel Morgane, Sara Briand, Sélène Bentz, Alice Hobadam, Fanny Martin Zwischen den Pflastersteinen Kaugummis, Matsch und Kaffeereste in zerquetschten Pappbechern: Allerlei Unfug muss die zarte Blume, die inmitten des Asphaltdschungels wächst, über sich ergehen lassen. Doch der solidarische Straßenmülleimer hat eine rettende Idee. ARG | 2019 | 9 Min REGIE: Nicolás Conte Spuffies Die flauschigen Spuffies können von den saftigen Jubees gar nicht genug bekommen. Doch was tun, wenn die leckeren Früchte alle sind? Auf der Suche nach Nachschub passieren sie einen düsteren Wald. Aber Vorsicht: Nicht nur Spuffies stehen auf Jubees! SLO | 2021 | 11 Min REGIE: Jaka IvancAusblenden
Sa. 18:00
TREASURE - FAMILIE IST EIN FREMDES LAND DF
D/F 2023, 112 Min. Regie: Julia von Heinz
mit Lena Dunham, Stephen Fry, Zbigniew Zamachowski
Ein bewegender Familienausflug auf den Spuren der Vergangenheit
Weiterlesen...Polen, 1991. Nach dem Ende des Kalten Krieges öffnet sich der Eiserne Vorhang. Auch die jüdisch-amerikanische Journalistin Ruth (Lena Dunham) will die Gelegenheit nutzen, um endlich Antworten über ihre Vergangenheit zu erhalten. Zusammen mit ihrem Vater Edek (Stephan Fry) reist sie in dessen alte Heimat, wo Edek und seine vor einem Jahr verstorbene Frau 1940 vertrieben und ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert wurden. Auch dorthin führt das ungleiche Vater-Tochter-Duo die Spurensuche, auf der sie in Edeks Kindheitswohnung in Lódz auf unfreundliche Polen treffen, die Jahrzehnte nach Ende des Krieges noch alte Erinnerungsstücke der Familie besitzen, während ihr Fahrer Stefan (Zbigniew Zamachowski) ihnen hausgemachte polnische Köstlichkeiten serviert. Während Edek der Reise nur widerwillig zugestimmt hat und seine Vergangenheit lieber ruhen lassen möchte, bohrt Ruth unaufhörlich, in der Hoffnung, klare Antworten zu bekommen. Nur langsam versteht sie, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist und erfährt gerade dadurch viel über ihren Vater, ihre Familie und sich selbst. Gerade in Zeiten, in denen der Antisemitismus zunimmt, scheint es angebracht, sich mit der deutschen Vergangenheit zu beschäftigen, mit Zweitem Weltkrieg und Holocaust und den nicht nur emotionalen Folgen, die diese Verbrechen hatten. Insofern könnte man Julia von Heinz „Treasure“ als Film verstehen, der genau zur richtigen Zeit kommt. Aber wir leben auch in Zeiten von „The Zone of Interest“, einem Film über den Holocaust, der seinem Thema Aspekte abgewinnt, die neu, ungewöhnlich und radikal sind, Adjektive, mit denen man „Treasure“ nicht beschreiben kann. So wie seine Form, das Roadmovie, bewegt sich Julia von Heinz’ Film auf einer gerade Straße, nimmt keine überraschenden Abzweigungen, verfährt sich nicht einmal in Sackgassen, sondern malt das, was vom ersten Moment sichtbar wird, beflissentlich aus. Mit Stephen Fry und Lena Dunham bietet der Film immerhin zwei Hauptdarsteller auf, die perfekt gecastet wirken. Dunham, vor allem bekannt aus der Serie „Girls“, spielt erneut eine besserwisserische New Yorkerin, die nur langsam versteht, dass auch sie nicht alles versteht, während der Engländer Fry einmal mehr einen jovialen Bär von einem Mann gibt, der seine sensible Seite lange zu verstecken weiß. Leider gibt das Drehbuch dem überzeugenden Duo wenig Substanzielles zu spielen mit, sondern schickt es auf eine Reise durch die Vergangenheit, die stets an der Oberfläche bleibt. Mal niederträchtigen, mal sympathischen Polen begegnet das Duo, besucht Orte der Vergangenheit, erst die alte Wohnung, die längst von Polen beschlagnahmt wurde, dann die Fabrik, die der Familie einst gehörte und schließlich Auschwitz. Beflissentlich bemüht wirkt „Treasure“ in jedem Moment, souverän gefilmt, die Tristesse des gerade vom Eisernen Vorhang befreiten Polens treffend einfangend, aber inhaltlich allzu behäbig. Ähnlich wie dem vor kurzem im Kino zu sehende „Stella - Ein Leben“ gelingt es auch „Treaure“ nicht, seinem fraglos wichtigen Thema neue Aspekte abzugewinnen, sondern bleibt stets auf der sicheren Seite, die man im deutschen Kino in den letzten Jahrzehnten allerdings schon sehr oft gesehen hat. (programmkino.de)Ausblenden
Sa. 20:30
DES TEUFELS BAD
Ö 2024, 121 Min. Regie: Veronika Franz, Severin Fiala
mit Anja Plaschg, Maria Hofstätter, David Scheid
Zum Bundesstart: Das abgründige Psychogramm einer „verlorenen Seele“. Jessas!
Weiterlesen...Die auf dem Hügel ausgestellte Leiche einer Hingerichteten, von deren Tat der Epilog zu „Des Teufels Bad“ berichtet, ist eine Mahnung an all die Frauen, die den Gedanken hegen, sich den rigiden Regeln des Zusammenseins zu entziehen. Aufgerichtet sitzt der Leichnam da, im blutbefleckten Gewand. Der abgetrennte Kopf befindet sich nebendran in einem eisernen Käfig als Schutz vor gefräßigen Tieren. Das Vergehen der Frau, die hier auf solch schauderhafte Weise ausgestellt wird: Sie hatte einen schreienden Säugling einen Wasserfall hinuntergeworfen. Erst im Verlauf des Films werden sich die Hintergründe dieser Tat offenbaren, auf den der Titel sich bezieht: Von sogenannten melancholischen Menschen (heute würde man diese als Menschen, die unter Depressionen leiden) hieß es, dass sie im Bad des Teufels gefangen seien. Selbstmord als letzter Ausweg war aber nach den Lehren der Kirche eine Todsünde, für die die ewige Verdammnis drohte. Also breitete sich (historisch verbürgt in Ländern wie Deutschland, Österreich, Schweden, Frankreich und England) ein Phänomen aus, das die Wissenschaft heute als „suicide by proxy“ bzw. „mittelbaren Selbstmord“ bezeichnet. Um der Verdammnis eines Selbstmordes zu entkommen, verübten die Frauen rituell anmutende Morde, vorwiegend an Kindern, um auf diese Weise verhaftet und hingerichtet zu werden. Dass überwiegend Kinder diesen Taten zum Opfer fielen, hing damit zusammen, dass diese sich in einem Zustand der Unschuld befanden und ihnen damit der Weg ins Himmelreich gewiss sei. Ein weiterer Vorteil dieses ungewöhnlichen Weges: die Beichte vor der Hinrichtung ermöglichte es auch den Täterinnen, frei von Sünden Gnade vor den Augen des jüngsten Gerichts zu finden. Dieses Phänomen wurde erst verhältnismäßig spät von der Geschichtswissenschaft entdeckt, dem Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala (Ich seh, ich seh; The Lodge) dient es als Ausgangspunkt für eine düstere Reise in die Vergangenheit, die an Filme wie Robert Eggers’ The VVitch und Lukas Feigelfelds Hagazussa erinnert. Im Mittelpunkt steht Agnes (die Musikerin Anja Plaschg von Soap&Skin, die bereits in Ruth Beckermanns Die Geträumten und Sebastian Meises Stillleben zu sehen war), eine empfindsame und tiefgläubige junge Frau, die Mitte der 18. Jahrhunderts in einer bäuerlich geprägten, erzkatholischen und bitterarmen Region Niederösterreichs aufwächst. Statt die Gesellschaft zu suchen, streift sie lieber durch den Wald und sammelt kleine Schätze der Natur, die sie wie Kostbarkeiten aufbewahrt. Die gerade geschlossene Ehe mit Wolf (David Scheid) setzt sie noch mehr unter Druck, weil damit die Erwartung verbunden ist, dass sie ein Kind – am besten noch einen Sohn – auf die Welt bringt. Allein, das Zusammensein mit ihrem Ehemann ist so freudlos, dass man sich fragt, wie das überhaupt geschehen soll. Sie ist und bleibt eine Träumerin, eine Fremde, die sich eigentlich nur eines wünscht: „Ich wollte weg sein aus der Welt“. Ein Selbstmordversuch mit Rattengift schlägt fehl, der Druck wächst weiter an, bis sie keinen anderen Ausweg mehr aus ihrem Dasein sieht (ausgelöst übrigens durch eine donnernde Predigt des örtlichen Pfarrers), als ein Kind zu töten und durch die daraus resultierende Verurteilung und Hinrichtung endlich sterben zu können. Schwer liegt der Nebel über den Tälern, dunkel sind die Behausungen, Grau-, Blau- und Erdtöne dominieren die Farbpalette von Des Teufels Bad, der immer wieder beredte Details des dumpfen Lebens der armen Bauerngesellschaft einstreut, die für eine „Melancholikerin“ keinerlei Verständnis hat. Dass die ausbleibende Schwangerschaft trotz eines Talismans unter der Matratze des Ehebetts selbstverständlich Agnes’ Schuld ist, obwohl man genau sieht, dass ihr Ehemann keinerlei (sexuelles) Interesse an ihr zeigt, gehört ebenso zu den Grausamkeiten einer streng patriarchalen Gesellschaft wie die entsetzliche Zurschaustellung der geköpften Sünderin. Lange Zeit trotz einiger ausgesuchter Schockelemente relativ verhalten erzählt, gewinnt Des Teufels Bad erst gegen Ende an emotionaler Kraft; wenn Agnes in einer beeindruckenden Szene Beichte ablegt über ihr Tun und wir zum ersten Mal hören, wie sie ihre Seelenpein ausbreitet, erahnt man das ganze Ausmaß der inneren Verheerungen und des großen Leids, dass diese Frau mit sich herumträgt. Der Tod durch das Richtschwert kommt einer Erlösung gleich und just in diesem Moment findet Agnes vielleicht zum ersten Mal eine Ahnung davon, was Gemeinschaft bedeuten kann: Als sie auf dem Richtplatz ein Lied zur Ehre der Gottesmutter Maria anstimmt, fällt ein kleines Mädchen aus dem Publikum mit ein, bis der Hieb des Henkers den Zwiegesang jäh beendet. Ein kurzer Moment der (weiblichen) Solidarität – und vielleicht der einzige Hoffnungsschimmer in einem niederschmetternd düsteren Film über die Grausamkeiten vergangener Zeiten. (kino-zeit.de)Ausblenden