Am 1.11. zeigt das Kinoptikum

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Fr. 18:00
DIE FOTOGRAFIN  DF
Lee – GB/USA 2023, 116 Min.
Regie: Ellen Kuras
mit Kate Winslet, Josh O´Connor, Alexander Skarsgård, Marion Cotillard
Die Geschichte der Kriegsfotografin und Vorreiterin Lee Miller
Trailer zu DIE FOTOGRAFIN
Weiterlesen... „Ich will lieber Fotos machen, als eines zu sein“. Das hat die Amerikanerin Lee Miller (Kate Winslet) gesagt, die ihre Karriere als Mannequin begann und später zu einer der bedeutendsten Kriegsfotografinnen des 20. Jahrhunderts wurde. Wir lernen sie kennen im Jahr 1938, als sie an der südfranzösischen Küste das süße Leben der Bohème genießt. Umgeben von Künstlerfreunden wie der Journalistin Solange D’Ayen (Marion Cotillard) und der Surrealistin Nusch Eluard (Noemie Merlant), spürt sie zwar die wachsende Kriegsgefahr durch Hitlers Expansionsgelüste, nimmt sie aber nicht ernst. „Wir hielten den ganzen Nazi-Spuk damals nicht für real“, vertraut sie in der Rahmenhandlung einem jungen Interviewer (Josh O’Connor) an, der sie im Rückblick zu ihren Erlebnissen bis 1945 befragt.
Sorglos leben die Künstlerfreunde noch 1938 in den Tag hinein, Lee selbst ist kaum mehr als vier Monate am selben Ort. Doch dann lernt sie ihren zweiten Ehemann Roland Penrose (Alexander Skarsgård) kennen, geht mit ihm nach London, wo sie bei der britischen „Vogue“ anheuert und von Herausgeberin Audrey Withers (Andrea Riseborough) unterstützt wird. Gemeinsam mit dem jüdischen Fotografen David E. Sherman (Andy Samberg) zieht es sie bald nach Europa, um den Krieg und den Holocaust zu dokumentieren.
Kugelhagel, Beschuss von allen Seiten: Bei den Kämpfen um die bretonische Hafenstadt Saint Malo rennt Lee um ihr Leben. Dann ein heftiger Knall, eine Druckwelle schleudert die Frau auf den Boden, ein GI zieht sie in letzter Sekunde aus der Gefahrenzone. Dabei hat sie zwar einen Helm auf und eine Uniform an, aber kein Gewehr in der Hand. Ihre einzige Waffe ist die Kamera. Mit diesem Beginn setzt der Film nicht nur den Ton für die Spannungsdramaturgie, sondern auch für die Charakterzeichnung. Lee Miller lässt sich durch nichts aufhalten. Nicht von Männern, nicht von den fürchterlichsten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, und schon gar nicht von inneren Zweifeln oder Ängsten. Sie bekommt einen Tobsuchtsanfall, als ihr Mann, den sie nach langer kriegsbedingter Trennung erstmals wiedersieht, sagt, er wolle sie nach London heimholen, um sie zu beschützen.
Kate Winslet ist bei Die Fotografin nicht nur Hauptdarstellerin, sondern auch Produzentin. Seit 2016 setzt sie sich für die Filmbiografie über die unerschrockene Lee Miller ein, zusammen mit deren Sohn Antony Penrose, der das Leben seiner Mutter in dem Buch Immer lieber woandershin – Die Leben der Lee Miller beschrieben hat. Die Schauspielerin sieht in Miller eine Seelenverwandte und ein großes Vorbild. „Sie war eine Frau, die sich selbst treu geblieben ist, auch wenn das manchmal einen enormen emotionalen und persönlichen Preis hatte“, sagt sie im Pressheft. Kate Winslet ist angetan von den kompromisslosen Suche nach der Wahrheit, die über allem steht, auch über der Frage nach dem Recht am eigenen Bild oder der Würde von Toten.
Dementsprechend ist das von Regisseurin Ellen Kuras inszenierte Drama ganz auf Kate Winslet zentriert und quasi um sie herum gebaut. Alles dient ihrer Perspektive und ihrem Blick auf eine ungewöhnliche, stolze, freizügige und hingebungsvoll für andere kämpfende Frau, die heroenhaft für humanistische Werte kämpft und dabei doch irgendwie von inneren Dämonen getrieben zu sein scheint. Das gibt Kate Winslet den nötigen Freiraum, um sämtliche Facetten ihrer Schauspielkunst in den Dienst des realen Charakters zu stellen. Sie lässt unerschöpfliche Energie spüren, aber auch innere Zweifel und Fragezeichen. Sie verströmt Charisma und Angriffslust, hinter denen jedoch seelische Wunden mitschwingen, die in dem Einsatz für andere auch einen Therapieversuch an sich selbst suggerieren. Kurzum: Kate Winslet zeigt sich in Höchstform, Die Fotografin ist einer ihrer wichtigsten Filme, zumal sie ihrer Figur auch die Geheimnisse lässt, ohne die keine schillernde Persönlichkeit auskommt.
Dennoch darf bezweifelt werden, ob es eine gute Idee war, die erfahrene Kamerafrau Ellen Kuras (Jahrgang 1959) zu fragen, ob sie hier nicht ihr Spielfilmdebüt als Regisseurin geben möchte. Zwar sind die typischen Bilder eines Historiendramas elegant inszeniert und zuweilen von epischer Wucht. Aber immer wieder erwecken die üppig ausgestatteten historischen Schauplätze den Eindruck, als habe man ja nichts falsch machen wollen bei dem Versuch, ein ambitioniertes und zugleich massenkompatibles Vorzeigeprojekt auf Beine zu stellen. Ehrfurcht siegt über Experimentierlaune, optischer Genuss über den wahren Dreck und das Elend des Krieges. Hinzu kommt die emotionalisierende Musik von Alexandre Desplat, die sich allzu häufig in den Vordergrund drängt. (film-rezensionen.de)
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Fr. 20:30
GEFÄHRLICHE BRANDUNG  OmU
Kintopp KlassikerPoint Break – USA 1991, 122 Min.
Regie: Kathryn Bigelow
mit Keanu Reaves, Patrick Swayze, Lori Petty
Rasantes Action-Buddy-Movie und stargespickter Kultfilm der 90er
Trailer zu GEFÄHRLICHE BRANDUNG
Weiterlesen... Im männerdominierten Genrekino der 1980er und 90er Jahre war die 1951 im kalifornischen San Carlos geborene Regisseurin Kathryn Bigelow eine echte Ausnahmeerscheinung. Sie zählte neben Mary Lambert („Friedhof der Kuscheltiere“), Rachel Talalay („Tank Girl“) und Mimi Leder („Projekt: Peacemaker“) zu den wenigen Frauen, die sich zu jener Zeit in einer extrem diskriminierenden Branche die Möglichkeit erkämpfen konnten, horror- und actiongetriebene Filme in Szene zu setzen.
2010 war Bigelow die erste Frau, die einen Regie-Oscar (für das Kriegsdrama Tödliches Kommando – The Hurt Locker) erhielt. Beinahe drei Dekaden zuvor hatte sie mit Die Lieblosen ihren ersten Langfilm (in Co-Regie mit Monty Montgomery) realisiert: ein Remake des Marlon-Brando-Klassikers Der Wilde (1953). Es folgten Near Dark – Die Nacht hat ihren Preis (1987), ein blutiger Vampir-Neo-Western, und der Polizei-Thriller Blue Steel (1990), der Jamie Lee Curtis eine Paraderolle bescherte. Mit Gefährliche Brandung lieferte sie 1991 ein Action-Buddy-Movie, das mit zwei der angesagtesten Jungstars der Ära zu punkten vermochte.
Keanu Reeves, der dank Produktionen wie Das Messer am Ufer (1986) und Bill & Teds verrückte Reise durch die Zeit (1989) zum Teen-Idol der Eighties avanciert war, verkörpert hier den frischgebackenen FBI-Agenten John Utah. Dieser wird von seinem Vorgesetzten Angelo Pappas (Gary Busey) mit einem heiklen Undercover-Auftrag betraut: Er soll sich in die Surfer-Szene begeben, da dort eine Gangster-Bande vermutet wird, die im Laufe der vergangenen drei Jahre auf erstaunlich professionelle Art und Weise 27 Banken überfallen hat. Stets gelingt es der Gang, in lediglich 90 Sekunden mit Gummi-Gesichtsmasken ehemaliger US-Präsidenten ihren kriminellen Plan durchzuführen, ohne dabei jemals eine Person zu erschießen.
Um Kontakt zur örtlichen Surfer-Clique zu knüpfen, nähert sich John der attraktiven Tyler (Lori Petty) an und behauptet, ein Rechtsanwalt zu sein, der das Surfen erlernen möchte. Über sie macht er bald Bekanntschaft mit dem charismatischen Anführer Bodhi. Der 2009 früh verstorbene Patrick Swayze, der spätestens seit seiner Darbietung als leidenschaftlicher Tanzlehrer in der Romanze Dirty Dancing (1987) als Ikone galt, verleiht Bodhi die nötige Ausstrahlung, um verständlich zu machen, weshalb sich John mehr und mehr dem vom Adrenalin-Rausch geprägten Lifestyle der Truppe hingibt und so seine Tätigkeit als verdeckter Ermittler fast vernachlässigt – bis sich die Lage bedrohlich zuspitzt.
In Zusammenarbeit mit ihrem Kameramann Donald Peterman beweist Bigelow in der knackig-temporeichen Inszenierung von Wassersport, Verfolgungsjagden und Fallschirmsprüngen ihr beachtliches Talent, auf audiovisuellem Wege pure Energie und damit hochwertiges Hollywood-Unterhaltungskino zu erzeugen. Wenn abenteuerliches Wellenreiten in Zeitlupe erfasst oder Bonding-Momente beim nächtlichen Beach-Football in schicke Bilder gekleidet werden, lässt dies an Filme wie Tony Scotts Top Gun (1986) denken. Die Regisseurin findet allerdings ihre ganz eigene Handschrift – und schafft es, dem eher konventionellen Plot um Freiheit und Loyalität durch ihre Umsetzung Dringlichkeit zu geben.
Die Verbundenheit, die sich zwischen John und Bodhi entwickelt, nimmt bereits den familiären Kosmos der Fast-&-Furious-Reihe vorweg – und ist durch das Spiel von Reeves und Swayze nicht nur dramaturgische Behauptung, sondern von spürbaren Emotionen erfüllt. (kino-zeit.de)
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